Brillentrend 2022: Back to Nature

Jutebeutel statt Plastiktüte,  Salat statt Steak, Secondhand statt Newwear. Die Deutschen surfen auf der grünen Welle. Nachhaltigkeit ist das Wort der Stunde – auch bei Brillen. Immer mehr Hersteller setzen auf nachhaltige Materialien, umweltschonende Herstellung, faire Arbeitsbedingungen und kurze Transportwege. Firmen versprechen in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden.

Bei den Kund*innen stoßen sie dabei auf offene Ohren. Knapp 60 Prozent interessieren sich für das Thema Nachhaltigkeit, 48 Prozent sind bereit, dafür mehr Geld auszugeben.

Dass die Brillen 2022 dazu absolut top aussehen, pusht den Trend in die erste Liga. Ist doch auch viel besser, mit einem guten Gefühl aus dem Laden zu gehen, als nur toll auszusehen. Fragen wir demnächst also unsere*n Optiker*in, was wir da eigentlich auf der Nase tragen: Wo wurde die Brille produziert? Welche Materialien stecken drin? Und wie ökologisch und sozial produziert der Hersteller? Die unterschiedlichen Ökolabel, Zertifizierungen und Awards machen die Sache für Otto Normal-Brillenträger*innen ja nicht überschaubarer. 

Ein kleiner Streifzug durch die stylische, nachhaltige Brillenmode 2022.

Brillenfassungen aus 100 Prozent Kunststoffmüll aus dem Meer? Klingt spektakulär und ist es auch. Das Prinzip: Fischer sammeln weltweit Kunststoff aus dem Meer, trennen und schicken ihn zum Brillenhersteller. Über die Hälfte des Mülls ist wiederverwertbar und enthält keine für Mensch und Umwelt schädlichen Stoffe. Die Fischer profitieren von einer zusätzlichen Einnahme, die Gewässer werden weniger mit Plastik belastet und die Brillenträger*innen mit nachhaltigen Produkten belohnt.

Alternativ stehen Fassungen aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Horn, Baumwolle oder ein Mix aus recyceltem und Bio-Acetat hoch im Kurs. Neu auf dem Markt ist die Castorbohne, besser bekannt als Rizinusbohne. Der Vorteil hier: Der Baum wächst rasant schnell und konkurriert nicht mit Nahrungsmittelpflanzen. 

Noch nachhaltiger wird’s, wenn die Fassungen mittels 3 D-Drucker gefertigt werden. Egal, ob aus Acetat oder Metall. Überschüssiges Material wird wiederverwendet, der CO²-Fußabdruck sinkt. Schlussendlich freuen sich die Kund*innen über eine Maßanfertigung.  

Dem Design tut die Nachhaltigkeit keinen Abbruch. In Ästhetik und Funktion unterscheidet sich nachhaltiges Acetat nicht von herkömmlichem. Im Gegenteil: Es begeistert warm und geschmeidig, einfarbig und dezent, gemustert und auffällig. Beispielsweise dann, wenn recyceltes mit Bio-Acetat ein leuchtend-buntes Feuerwerk zünden. Auch angesichts schimmernder Edelmetalle klatscht die Brillenfraktion Beifall. Wenn der Freundeskreis dann noch hinterfragt, gibt‘s einen kleinen Exkurs in punkto nachhaltige Brillenherstellung mit auf den Weg. Denn auch das gehört dazu: Tue Grünes und sprich darüber. 

Brillen: Joop! @ Menrad (1), HUMPHREY´S eyewear (2), Rodenstock (3)

Bei den Gläsern liegt der Fokus auf einer nachhaltigen Fertigung. So konnte der große Wasserbedarf beim Schleifen und Polieren einhergehend mit dem Energieverbrauch dank moderner Fertigung erheblich gesenkt werden. Abfallprodukte, die beim Schleifen entstehen, werden wiederverwendet, Mikroplastik herausgefiltert. Ziel ist ein geschlossener Wasserkreislauf. Aber auch trocken fräsen ist möglich.

Positiv nicht nur für die Ökobilanz sind immer dünnere Kunststoff-Gläser. Je dünner, desto leichter, desto schöner die Optik. Zu sehen in den diesjährigen Trends.

Back to Nature mal augenscheinlich: Die Brillenkollektion 2022 brilliert mit natürlichen Farben in Fassungen und Sonnengläsern: Grün, Braun, Beigetöne, Kupfer. Schön verpackt häufig in Klassikern wie Cateye, Wayfarer, Piloten– oder John Lennon-Brille, schön kombiniert mit Outfits in warmen Erdtönen. 

Brillen: Rodenstock (1), Joop! @ Menrad (2), SCOTCH & SODA @ Mondottica (3)

Es passt, wenn Fassungen immer mal wieder ein Revival feiern. Schließlich geht es auch um langlebige Modelle, farblich der aktuellen Mode angepasst. Um Klassiker, in denen Jahrzehnte Erfahrung stecken. Denn unterm Strich ist die Brille am nachhaltigsten, die lange Zeit auf der Nase sitzt – in Krisenzeiten ein nicht zu unterschätzendes Argument.

Brillen: TITANFLEX (1), Silhouette (2), Rodenstock (3)