Die passen: Brillen aus dem 3D-Drucker
Sie rutscht, sie sitzt auf den Wangenknochen auf und ist auch noch zu breit. Ärgerlich, wenn Brillen nicht passen. Eine Fassung nach Maß, zugeschnitten auf die individuellen Gesichtszüge und auch noch bezahlbar. Das wäre es!
Willkommen in der Zukunft: Die bahnbrechende 3D-Druck-Technologie hat auch in der Optik-Branche Fuß gefasst. Individueller, passender, effizienter, aber auch nachhaltiger können Brillen derzeit nicht hergestellt werden. Kein Kompromiss bei der Passform, kein Kompromiss beim Stil. Und absolut State of the Art. Egal ob Sonnen– oder Korrektionsbrillen.
Alle Welt redet darüber – wir auch. Also: Wie funktioniert die perfekte Maßanfertigung? Und welche Kreationen bieten sich den Brillenträger*innen?
Was sind Brillen im 3D-Druck?
Die Fassungen werden individuell an die Anatomie des Kopfes und den ästhetischen Ansprüchen der Träger*innen angepasst. Die Technik dahinter: Mit Hilfe von Handy oder Tablet entsteht ein 3D-Scan von Kopf und Gesicht. Haben Kund*innen und Optiker*innen Material, Design und Farbe ausgewählt, erfolgt der 3D-Druck – auch bekannt als Sinter-Technik (SLS = Selective-Laser-Sintern). Dabei wird ein pulverisiertes Material per Hochleistungslaser erhitzt und in hunderten superfeinen Schichten zusammengeschmolzen, bis die Brille im gewünschten Design vorliegt.
Selbst Gläser mit und ohne Sehstärke können mittlerweile im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Das Prinzip hier: Das Kunststoffglas entsteht Lage für Lage im Tröpfchenstrahlverfahren. Weil die Gläser den Drucker transparent und glatt verlassen, entfällt auch das Schleifen und Polieren: Adieu Rohlinge. Bleibt allein die Veredelung des Glases.
Brillengestell aus dem 3D-Drucker | Foto: © NEUBAU EYEWEAR
Welche Vorteile haben Brillen im 3D-Druck?
Auf den Punkt gebracht: Sie sind maßgeschneidert, nachhaltig und einzigartig stylisch.
Perfekt in der Passform
Kein Gesicht, kein Kopf gleicht dem anderen. Der eine hat ein sehr schmales, der andere wiederum ein rundes Gesicht. Auch die Augenbrauenform ist ein wichtiger Faktor bei der Brillenwahl. Mit herkömmlichen Fassungen und Gläsern kann es also keine maßgeschneiderte Brille geben. Es sei denn, es handelt sich um ein handgefertigtes Unikat. Umso wichtiger ist beim 3D-Druck der exakte Scan mit Parametern wie Kopfbreite, Position der Ohren, Form der Nase und Proportionen der Gesichtsanatomie. So sitzt das Modell nachher perfekt, ohne spätere Anpassung bei Optiker*innen.
Noch besser, wenn die Gläser gleich mitdesignt werden. Dazu ermitteln Optiker*innen vorab die Sehanforderungen. Ein Scan der Gesichtsmerkmale sorgt für den perfekten Sitz der Gläser vor den Augen. Nun noch in den Rahmen einpassen, drucken, fertig.
Brillen: Porsche Design Eyewear (1), NEUBAU EYEWEAR (2), MYKITA (3)
Grün, grüner, nachhaltig
Immer mehr Brillenträger*innen kaufen bewusster, nachhaltiger und sind oft auf der Suche nach Lieblingsteilen, die sie lange tragen wollen. Das ist Zeitgeist. Und den spiegelt auch das 3D-Druckverfahren von Korrektionsbrillen mit seinen Vorteilen:
- Wenig Abfälle. Es wird nur das Material verarbeitet, das auch genutzt wird. Der Rest fließt recycelt in die nächste Herstellung. Gut für einen schlanken CO2-Fußabdruck.
- Nachhaltige Materialien. Viele Fassungs-Hersteller legen Wert auf biologisch basierte, nachwachsende Rohstoffe wie die Rizinusbohne.
- Keine Überproduktion. Die Brillen werden auf Bestellung gefertigt. Nichts liegt „auf Halde“.
- Langlebige Fassungen. Bewährtes Material beim 3D-Druckverfahren ist Polyamid. Das ist zwar nicht natürlich – aber leicht, dabei robust und biegsam. Auch Titan kommt zum Einsatz – und später aus dem Drucker.
- Vergleichsweise geringer Aufwand. Es sind kaum noch Spezialwerkzeuge erforderlich. Auch ehemals händische Arbeitsgänge, wie das aufwändige Polieren und Anpassen, entfallen.
- Regionale Produktion. Die Wege vom Designer zum Produzenten sind kurz. Das gesamte Herstellungsverfahren kann an einem Standort erfolgen.
Brillen: MYKITA (1), NEUBAU EYEWEAR (2), MYKITA (3)
Top in Design und Passform
Warum Designer 3D-Druck-Brillen lieben? Die sogenannte additive Fertigung ermöglicht neben klassischen Modellen vor allem kreative Produkte, ohne an die bisherigen Formgebungen gebunden zu sein. So entstehen Schönheiten weitab vom Mainstream. Sie sind gedacht für Menschen, die zeitlose, anspruchsvolle Ästhetik lieben und Wertebewusstsein leben. Wer will, kann seinen persönlichen Schriftzug auch im Brillenbügel verewigen lassen. Bei einigen Modellen müssen Interessent*innen sogar schnell sein – sie sind limitiert.
Auch Menschen mit außergewöhnlichen Gesichtsmerkmalen oder -Formen profitieren von der individuellen Formgebung der 3D-Fassungen. Parameter wie unterschiedlich ausgeprägte Gesichtshälften, sehr schmale Köpfe oder eine für Brillen unvorteilhafte Krümmung der Nase sind kein Problem mehr und können ganz unkompliziert in Gestaltung und Fertigung einberechnet werden. Im Ergebnis versprechen 3D-Brillen optimales Design und höchsten Tragekomfort – auch für Menschen, die ansonsten Schwierigkeiten haben, eine passende Fassung zu finden.
Natürlich hat so viel Individualismus auch einen Preis. Die Bandbreite für Fassungen reicht hier von ca. 350 Euro bis in einen 4-stelligen Betrag, z.B. für limitierte High-End-Markenmodelle. Aber ganz im Ernst: Da kosten auch oft weniger individualisierte Modelle herkömmlicher Produktionsweise. Und ein Nachtrag zum Thema Nachhaltigkeit: Wer tauscht schon ein einzigartiges Modell im nächsten Jahr gegen ein neues?
An dieser Stelle über das passende Outfit zu fabulieren, hieße Eulen nach Athen tragen. Stilsichere Brillenträger*innen wissen um die perfekte Kombi: cleane Kleidung zu extravaganter Brille, puristische Brille zu verspieltem Kleid.
Gute Aussichten also für eine modebewusste Klientel, die ein individuelles Statement setzen will. Klingt nach Werbung – ist es zu Recht auch.
Brillen: MYKITA (1), NEUBAU EYEWEAR (2), MYKITA (3)